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1. Weltkrieg 1914-1918/ Oktoberverfassung 1918: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 14:23 So 20.06.2004
Autor: Kiwi27

Mit der Oktoberverfassung 1918 vollzieht sichh in Deutschland der Wandel zur parlamentarischen Monarchie. Erklären Sie, warum es im Kriege zu dieser Verfassungreform kommen konnte. In dieser Antwort sollten Sie besonders die politischen Machtverhältnisse zwischen 1914 und 1918 beachten.

Wie ist diese Frage zu verstehen? Bitte um kleine Hilfe!

Danke!

Amel (Kiwi27)

        
Bezug
1. Weltkrieg 1914-1918/ Oktoberverfassung 1918: 1. Weltkrieg 1914-1918/ Oktoberverfassung 1918
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 15:55 So 20.06.2004
Autor: Youri

Hallo Amel!

> Mit der Oktoberverfassung 1918 vollzieht sichh in
> Deutschland der Wandel zur parlamentarischen Monarchie.
> Erklären Sie, warum es im Kriege zu dieser Verfassungreform
> kommen konnte. In dieser Antwort sollten Sie besonders die
> politischen Machtverhältnisse zwischen 1914 und 1918
> beachten.
>
> Wie ist diese Frage zu verstehen? Bitte um kleine Hilfe!

Ich habe mal ein wenig nach den Vorgängen im Internet gesucht...
Meiner Meinung nach solltest Du unter folgendem Link fündig werden:

[]Informationen zur politischen Bildung; Heft  261: Weimarer Republik: Unterpunkt: Militärische Niederlage

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
"In der zweiten Septemberhälfte spitzte sich die militärische Lage weiter zu: Nach einer unabgesprochenen Friedensnote Österreich-Ungarns am 14. September 1918, wegen der anhaltenden Schwäche des Osmanischen Reiches und insbesondere durch den militärischen Zusammenbruch Bulgariens am 29. September 1918 stand Deutschland ohne Verbündete da. Der Einmarsch alliierter Truppen in das Reich von Südosten her war nur noch eine Frage der Zeit. In dieser Situation trat die OHL politisch und militärisch die Flucht nach vorne an - wozu ihr auch einflussreiche Unternehmer (so die Rüstungsindustriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Emil Kirdorf sowie vor allem der Hamburger Großreeder und Berater des Kaisers, Albert Ballin) dringend rieten. Auf Veranlassung Ludendorffs, des strategischen Kopfes der militärischen Führung, fand am 29. September 1918 im Großen Hauptquartier der OHL in Spa eine Krisensitzung des "Kronrates" statt. Daran nahmen Kaiser Wilhelm II., Hindenburg und Ludendorff sowie als Vertreter der kaiserlichen Regierung ("Reichsleitung") Reichskanzler Graf Härtling und der Staatssekretär des Äußeren, Admiral Paul von Hintze, teil. Mit der übertriebenen Behauptung, die Front könne schon innerhalb von 24 Stunden zusammenbrechen, gelang es Ludendorff und Hintze (die sich abgesprochen hatten), den Kronrat für einschneidende Maßnahmen zu gewinnen.

Revolution von oben

Nach Angaben Hintzes einigte man sich auf eine schnelle "Revolution von oben", das heißt auf die Ablösung der vom Kaiser ernannten Reichsleitung durch eine neue, erstmals vom Parlament (Reichstag) getragene Reichsregierung. Dadurch sollte verhindert werden, dass es bei einer weiteren Verschlechterung der militärischen Lage zu einer "Revolution von unten" (nach dem abschreckenden Beispiel Russlands) oder zu einem "Chaos" kommen würde. Ferner beschloss man die "sofortige" Übermittlung eines Waffenstillstandsangebotes an die alliierten Kriegsgegner - eine unangenehme Pflicht, die ohne diplomatische Vorbereitung einer Kapitulation gleichkam und deshalb der neuen Regierung zugedacht wurde. Welche Hintergedanken Kaiser, OHL und Reichsleitung mit ihrem abrupten Kurswechsel verbanden, ließ Ludendorff durchblicken, als er am 1. Oktober 1918 gegenüber seinen Stabsoffizieren die Kriegsniederlage erstmals offen eingestand: "Ich habe aber Seine Majestät gebeten, jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu verdanken haben, dass wir so weit gekommen sind. [...] Die sollen nun den Frieden schließen, der jetzt geschlossen werden muss. Sie sollen die Suppe jetzt essen, die sie uns eingebrockt haben."

[...]
Oktoberverfassung

Ausgerechnet in diesen kritischen Wochen versäumte es der Reichstag, sich zum Zentrum der politischen Diskussion über Frieden und Demokratie zu machen - nach der Regierungserklärung des Prinzen Max am 5. Oktober vertagte er sich und überließ alles weitere dem Kanzler und seinen Staatssekretären. Erst am 22. Oktober trat er wieder zusammen, um die inzwischen ausgearbeitete Verfassungsreform zu beraten. Sie enthielt einschneidende Veränderungen:

    * Kriegserklärungen und Friedensverträge waren nicht mehr allein Sache des Kaisers und des Bundesrates (der starken, an der  Gesetzgebung beteiligten Vertretung der Einzelstaaten, in erster Linie der Landesfürsten), sondern bedurften der Zustimmung des Reichstages (der nach dem allgemeinen Männerwahlrecht gewählten Volksvertretung).
    * Regierungsmitglieder durften dem Reichstag angehören.
    * Der Reichskanzler und die Staatssekretäre benötigten das Vertrauen des Reichstages. Sie waren dem Reichstag und dem Bundesrat für ihre Amtsführung verantwortlich.
    * Der Reichskanzler trug die Verantwortung für alle politischen Handlungen des Kaisers.
    * Personalentscheidungen über Offiziere und Generäle erforderten die Zustimmung des Reichskanzlers.

Mit dem In-Kraft-Treten der Reform am 28. Oktober 1918 verwandelte sich das Kaiserreich, das die deutschen Fürsten "von Gottes Gnaden" ohne das Volk 1871 gegründet hatten, jetzt auch verfassungsrechtlich von einer obrigkeitsstaatlichen in eine parlamentarisch-demokratische Monarchie.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Lies' Dir doch erstmal die Seiten durch - wenn Du noch Fragen hast, meld Dich doch bitte wieder :)

Lieben Gruß,
Andrea.


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