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Bilanzanalyse und -kritik: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 13:12 Fr 18.05.2012
Autor: Apfelchips

Aufgabe
[Die folgenden Kennziffern habe ich auf Basis einer vorliegenden aufbereiteten GuV-Rechnung und einer aufbereiteten Bilanz ermittelt]

Ermittelte Kennzahlen für die Design AG:
Vorratsquote = 24,6 %
Gesamtkapitalrentabilität = 28,0 %
Verschuldungsgrad = 117,4 %
Deckungsgrad I = 75,9 %
Anlagequote = 52,0 %
EK-Quote = 39,5 %
FK-Quote = 60,5 %
Liquidität I = 8,5 %
Liquidität II = 66,5 %
Liquidität III = 136,4 %

Branchenkennzahlen:
Vorratsquote: 23 %
Gesamtkapitalrentabilität = 45,8 %
Verschuldungsgrad = 35 %
Anpassungsgrad = 55 %
Deckungsgrad I = 52,3 %
Anlagenquote = 48,8 %

Cashflow = 939.000 EUR


a) Ermitteln Sie die aktuellen Kennzahlen und bewerten Sie Ihre Ergebnisse.

b) Erläutern Sie aufgrund der vorliegenden Daten detailliert die Kapitalstruktur der Design AG und belegen Sie Ihre Aussagen mit einer entsprechenden Kennzahl. Stellen Sie zwei Vorteile dar, die mit der von Ihnen ermittelten Kennzahl verbunden sind.

c) Bestimmen Sie die Liquiditätskennzahlen I, II und III und bewerten Sie die Aussagekraft der Kennzahlen.

d) Ermitteln Sie den Cashflow anhand der vorliegenden Daten und erläutern Sie die Aussagekraft dieser Kennzahl.





Ich schreibe kommende Woche meine Abiturklausur u. a. im Fach Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen, u. a. über das Thema "Bilanzanalyse". Bitte schaut Euch meine Lösungen an und kommentiert sie kritisch.

Ich bin Euch für jede konstruktive Kritik und jeden Verbesserungs- und Ergänzungsvorschlag sehr dakbar!


zu a)
Die Vorratsquote liegt mit knapp 25 % nur leicht über den Branchenwert. Hier besteht daher kein Handlungsbedarf.

Die Gesamtkapitalrentabilität liegt deutlich unter dem Branchenwert. Hier sollte überprüft werden, ob sich die Aufnahme von Fremdkapital lohnt um das Ergebnis zu verbessern.

Das Fremdkapital übersteigt das Eigenkapital um 17,4 %. Insgesamt wird der Branchenwert deutlich überschritten. Dies ist negativ zu bewerten. Das Unternehmen sollte das EK erhöhen und FK abbauen. Durch mehr EK ist die Design AG krisensicherer und muss weniger Fremdkapitalzinsen zahlen — die Zinsbelastung würde also abnehmen.

Der Deckungsgrad I liegt mit 75,9 % deutlich über dem Branchenwert. Mehr als 3/4 des langfristigen Anlagevermögens kann somit aus eigenem Kapital finanziert werden. Dies ist positiv zu bewerten.

Die Anlagenquote liegt mit 52 % leicht über den Branchenschnitt und ist als gut zu bewerten. Die Höhe des Anlagevermögens in Relation zum Gesamtvermögen gibt Aufschluss über die Branche in der das Unternehmen tätig ist. Produktionsbetriebe besitzen meist eine hohe Anlagenquote, da sie über viele Maschinen verfügen. Dies veringert jedoch auch die Flexibilität, da die Maschinen meist nur für bestimmte Produktarten einsetzbar sind.

Meine Frage: Wie berechnet sich der Anpassungsgrad (siehe Branchenwerte aus der Aufgabenstellung) und was stellt dieser dar?


zu b)
Das EK macht 39,5 % des Gesamtkapitals aus. Damit bestehen die Finanzierungsittel der Design AG zu einem überwiegenden Teil (60,5 %) aus fremden Kapital, für welches das Unternehmen Zinsen zahlen muss und somit abhöngig von den fremden Geldgebern ist. Das im Verhältnis zum FK geringere EK könnte sich in Krisenzeiten als Risiko bemerkbar machen — denn auch in umsatzschwachen Zeiten müssen FK-Zinsen gezahlt werden. Ein niedriges EK kann darüber hinaus auch zu schlechteren Bonitätswertungen führen, wodurch Banken der AG möglicherweise Kredite nur noch zu einem relativ hohen Zinssatz anbieten würden.

Das ungünstige Verhältnis zwischen EK und FK wird nochmals durch den Verschuldungsgrad deutlich (s. Aufgabenteil a)): Das FK ist 17,4 % höher als das EK.

Meine Frage: Welche zwei Vorteile ergeben sich nun aus der Kennzahl/den Kennzahlen?


zu c)
Die Liquidität I sollte bei 20 % liegen, bei der Design AG beträgt sie jedoch nur 8,5 %. Die Liquidität II sollte bei 100 % liegen, hier liegt sie bei nur 66,5 %. Erst die Liqidität III erreicht 136,4 % und damit eine Überdeckung von 36,4 %.

Gemäß dieser Kennzahlen besteht daher (bis auf die Liquidität III) eine Unterliquidität, weshalb das Unternehmen Gegenmaßnahmen wie z. B. den Abbau von kurzfrsitigem Fremdkapital treffen sollte.

Allerdings sollten diese Erkenntnisse mit Vorsicht betrachtet werden: Die zugrunde liegenden Daten stammen aus der Bilanz und können nur den Zustand zum Bilanzstichtag wiedergeben. Liquidität ist jedoch eine sich täglich verändernde Größe. Für eine genaue Analyse müssten daher zukünftige Zahlungsströme überwacht werden. Dies ist mit den Daten der Bilanz jedoch nicht möglich.


zu d)
Der Cashflow gibt den Geldmittelzufluss an. Er ist der Betrag, den das Unternehmen aus eigenen Erträgen zur Selbstfinanzierung, Dividendenzahlung bzw. zur Schuldentilgung verwenden kann.

        
Bezug
Bilanzanalyse und -kritik: Kommentierung
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 13:51 Fr 18.05.2012
Autor: Analytiker

Hi Patrick,

> zu a)
> Die Vorratsquote liegt mit knapp 25 % nur leicht über den
> Branchenwert. Hier besteht daher kein Handlungsbedarf.

[ok]

> Die Gesamtkapitalrentabilität liegt deutlich unter dem
> Branchenwert. Hier sollte überprüft werden, ob sich die
> Aufnahme von Fremdkapital lohnt um das Ergebnis zu
> verbessern.

Richtige Schlussfolgerung, allerdings fehlen die Handlungsepfehlungen. Bitte vertiefend über möglich Finanzhebel nachdenken und auf entsprechende Wirkungen auf EK/FK.

> Das Fremdkapital übersteigt das Eigenkapital um 17,4 %.
> Insgesamt wird der Branchenwert deutlich überschritten.
> Dies ist negativ zu bewerten. Das Unternehmen sollte das EK
> erhöhen und FK abbauen. Durch mehr EK ist die Design AG
> krisensicherer und muss weniger Fremdkapitalzinsen zahlen
> — die Zinsbelastung würde also abnehmen.

*lächel*... nun gut, und wie bekommt man mehr EK? In einigen Fällen kann FK sogar günstiger sien als EK. Also vorsicht bei solch pauschalen Aussagen.
  

> Der Deckungsgrad I liegt mit 75,9 % deutlich über dem
> Branchenwert. Mehr als 3/4 des langfristigen
> Anlagevermögens kann somit aus eigenem Kapital finanziert
> werden. Dies ist positiv zu bewerten.

[ok]

> Die Anlagenquote liegt mit 52 % leicht über den
> Branchenschnitt und ist als gut zu bewerten. Die Höhe des
> Anlagevermögens in Relation zum Gesamtvermögen gibt
> Aufschluss über die Branche in der das Unternehmen tätig
> ist. Produktionsbetriebe besitzen meist eine hohe
> Anlagenquote, da sie über viele Maschinen verfügen. Dies
> veringert jedoch auch die Flexibilität, da die Maschinen
> meist nur für bestimmte Produktarten einsetzbar sind.

Jetzt würde mich mal interessieren, bei welchen Wert die Anlagequote nicht mehr als "gut" zu beuteilen ist. Das kommt doch ganz auf den betrachteten Industriezweig und das jeweilige Unternehmen an.
  

> zu b)
>  Das EK macht 39,5 % des Gesamtkapitals aus. Damit bestehen
> die Finanzierungsittel der Design AG zu einem
> überwiegenden Teil (60,5 %) aus fremden Kapital, für
> welches das Unternehmen Zinsen zahlen muss und somit
> abhöngig von den fremden Geldgebern ist. Das im
> Verhältnis zum FK geringere EK könnte sich in
> Krisenzeiten als Risiko bemerkbar machen — denn auch in
> umsatzschwachen Zeiten müssen FK-Zinsen gezahlt werden.
> Ein niedriges EK kann darüber hinaus auch zu schlechteren
> Bonitätswertungen führen, wodurch Banken der AG
> möglicherweise Kredite nur noch zu einem relativ hohen
> Zinssatz anbieten würden.

Eine 2/3-FK-Quote ist in den meisten deutschen Unternehmen Standard... diese zugunsten von EK zu verändern kostet oftmals effektiv mehr Geld, als an eingesparten FKZ relaisiert werden kann. Den in der Realität ist es nicht einfach, mal eben mehr EK zu erhalten. Entweder über einen Gewinnübertrag, was allerdings sehr langsam abläuft i.d.R. oder dann über Börsenmechanismen bzw. neue Kapitaleigner. Alles in allem nicht einfach zu realisieren.
  

> zu c)
>  Die Liquidität I sollte bei 20 % liegen, bei der Design
> AG beträgt sie jedoch nur 8,5 %. Die Liquidität II sollte
> bei 100 % liegen, hier liegt sie bei nur 66,5 %. Erst die
> Liqidität III erreicht 136,4 % und damit eine Überdeckung
> von 36,4 %.

> Gemäß dieser Kennzahlen besteht daher (bis auf die
> Liquidität III) eine Unterliquidität, weshalb das
> Unternehmen Gegenmaßnahmen wie z. B. den Abbau von
> kurzfrsitigem Fremdkapital treffen sollte.

Welche Maßnahmen könnten das üblichwerweise sein?
  

> Allerdings sollten diese Erkenntnisse mit Vorsicht
> betrachtet werden: Die zugrunde liegenden Daten stammen aus
> der Bilanz und können nur den Zustand zum Bilanzstichtag
> wiedergeben. Liquidität ist jedoch eine sich täglich
> verändernde Größe. Für eine genaue Analyse müssten
> daher zukünftige Zahlungsströme überwacht werden. Dies
> ist mit den Daten der Bilanz jedoch nicht möglich.

gut... [ok]!

> zu d)
>  Der Cashflow gibt den Geldmittelzufluss an. Er ist der
> Betrag, den das Unternehmen aus eigenen Erträgen zur
> Selbstfinanzierung, Dividendenzahlung bzw. zur
> Schuldentilgung verwenden kann.

Und die CF-Berechnung?

Viele Grüße
Analytiker
[lehrer]

Bezug
                
Bezug
Bilanzanalyse und -kritik: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 14:48 Fr 18.05.2012
Autor: Apfelchips


Hi Analytiker,

vielen Dank für Deine Ausführungen.


> > Die Gesamtkapitalrentabilität liegt deutlich unter dem
> > Branchenwert. Hier sollte überprüft werden, ob sich die
> > Aufnahme von Fremdkapital lohnt um das Ergebnis zu
> > verbessern.
>
> Richtige Schlussfolgerung, allerdings fehlen die
> Handlungsepfehlungen. Bitte vertiefend über möglich
> Finanzhebel nachdenken und auf entsprechende Wirkungen auf
> EK/FK.

Die Gesamtkapitalrentabilität sagt den Unternehmer, ob sich die Aufnahme von Fremdkapital lohnt. Das ist dann der Fall, wenn der Zinssatz des Fremdkapitals unterhalb der Gesamtkapitalrentabilität liegt.

Dann kann man sich den Leverage-Effekt zu Nutze machen:
Liegt Zinssatz für Fremdkapital z. B. bei 8 % und die Gesamtkapitalrentabilität bei 18 %, dann verdient das Unternehmen am Einsatz des Fremdkapital — die Eigenkapitalrentabilität steigt.

Wenn diese Voraussetzungen also erfüllt sind, dann lohnt es sich für das Unternehmen also, "Schulden zu machen".


> > Das Fremdkapital übersteigt das Eigenkapital um 17,4 %.
> > Insgesamt wird der Branchenwert deutlich überschritten.
> > Dies ist negativ zu bewerten. Das Unternehmen sollte das EK
> > erhöhen und FK abbauen. Durch mehr EK ist die Design AG
> > krisensicherer und muss weniger Fremdkapitalzinsen zahlen
> > — die Zinsbelastung würde also abnehmen.
>  
> *lächel*... nun gut, und wie bekommt man mehr EK? In
> einigen Fällen kann FK sogar günstiger sien als EK. Also
> vorsicht bei solch pauschalen Aussagen.

In diesem Fall (eine Aktiengesellschaft) könnte man eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe junger Aktien vornehmen und damit das gezeichnete Kapital erhöhen.

Dass FK günstiger sein kann als EK stimmt wohl — Du spielst damit auf den von mir oben erwähnten Leverage-Effekt an, oder?

Die Aussage, dass mehr EK dazu führen würde, dass das Unternehmen weniger krisenanfälliger und unabhängiger wäre, da es keine Fremdkapitalzinsen zahlen müsste, kann ich aber doch anführen, oder?


> > Die Anlagenquote liegt mit 52 % leicht über den
> > Branchenschnitt und ist als gut zu bewerten. Die Höhe des
> > Anlagevermögens in Relation zum Gesamtvermögen gibt
> > Aufschluss über die Branche in der das Unternehmen tätig
> > ist. Produktionsbetriebe besitzen meist eine hohe
> > Anlagenquote, da sie über viele Maschinen verfügen. Dies
> > veringert jedoch auch die Flexibilität, da die Maschinen
> > meist nur für bestimmte Produktarten einsetzbar sind.
>  
> Jetzt würde mich mal interessieren, bei welchen Wert die
> Anlagequote nicht mehr als "gut" zu beuteilen ist. Das
> kommt doch ganz auf den betrachteten Industriezweig und das
> jeweilige Unternehmen an.

Stimmt, das kommt immer auf die Branche an. Ein Handelsunternehmen hätte sicher eine höhere Umlaufquote, ein Industrieunternehmen jedoch eine höhere Anlagequote. Aus der Aufgabenstellung geht nicht hervor, zu welcher Branche das Unternehmen gehört.

Wenn allerdings Vergleichswerte aus der Branche angegeben werden und diese eine Anlagenquote von 48,8 % angeben, dann würde ich zunächst einmal von einem Industriebetrieb mit vielen (teuren) Maschinen u. ä. ausgehen.

Daher meine Schlussfolgerung, dass 52 % gut sind, da nah am Branchenschnitt.

Oder lehne ich mich damit zu weit aus dem Fenster? Was wäre dann eine "bessere Antwort"?


> Eine 2/3-FK-Quote ist in den meisten deutschen Unternehmen
> Standard... diese zugunsten von EK zu verändern kostet
> oftmals effektiv mehr Geld, als an eingesparten FKZ
> relaisiert werden kann. Den in der Realität ist es nicht
> einfach, mal eben mehr EK zu erhalten. Entweder über einen
> Gewinnübertrag, was allerdings sehr langsam abläuft
> i.d.R. oder dann über Börsenmechanismen bzw. neue
> Kapitaleigner. Alles in allem nicht einfach zu
> realisieren.

Okay, das sehe ich ein.
Das 2/3-Verhältnis hatte ich nicht mehr im Kopf. ;-)

Welche zwei mit der Eigenkapital-/Fremdkapitalquote verbundenen Vorteile könnte man denn darstellen? Ich kann mit dieser Frage aus der Aufgabenstellung leider recht wenig anfangen …


> > Gemäß dieser Kennzahlen besteht daher (bis auf die
> > Liquidität III) eine Unterliquidität, weshalb das
> > Unternehmen Gegenmaßnahmen wie z. B. den Abbau von
> > kurzfrsitigem Fremdkapital treffen sollte.
>  
> Welche Maßnahmen könnten das üblichwerweise sein?

Kurzfristiges Fremdkapital sind ja z. B. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen oder auch Bankkredite mit einer Laufzeit von unter einem Jahr (wenn ich das richtig in Erinnerung habe).
Zum Abbau könnte man eine Umschuldung in langfristiges FK vornehmen … wobei da der Begriff "Abbau" wohl nicht wirklich zutreffend ist …

Ansonsten könnte man die Zulieferer ändern und somit die Verbindlichkeiten reduzieren. Das könnte allerdings auf Kosten anderer Faktoren wie z. B. der Qualität der gelieferten Ware gehen.


>  >  Der Cashflow gibt den Geldmittelzufluss an. Er ist der
> > Betrag, den das Unternehmen aus eigenen Erträgen zur
> > Selbstfinanzierung, Dividendenzahlung bzw. zur
> > Schuldentilgung verwenden kann.
>
> Und die CF-Berechnung?

Da wurde uns ein relativ simpler Rechenweg beigebracht:

Jahresüberschuss: 644.000 €
+ Abschreibungen auf Sachanlagen: 295.000 €
+ Erhöhung langfristiger Rückstellungen: 0 €
- Verminderung langfristiger Rückstellungen: 0 €
= Cashflow: 939.000 €

Die entsprechenden Werte lassen sich direkt aus der GuV bzw. Bilanz (oder noch genauer: dem Anhang der Bilanz) ablesen.


Bezug
                        
Bezug
Bilanzanalyse und -kritik: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 19:10 Fr 18.05.2012
Autor: Analytiker

Hi,

> vielen Dank für Deine Ausführungen.

kein Thema, es erfreut mich mal wieder in der trivialen Welt der Lehrbuchaufgaben zu denken... eine Welt voller Annahmen und Modellkomponenten, die so weit weg von der Realität sind das man bei genaueren hinsehen zweimal lesen muss, bis man die Aufgabe versteht =)! ^^

> Die Gesamtkapitalrentabilität sagt den Unternehmer, ob
> sich die Aufnahme von Fremdkapital lohnt. Das ist dann der
> Fall, wenn der Zinssatz des Fremdkapitals unterhalb der
> Gesamtkapitalrentabilität liegt.
>  
> Dann kann man sich den Leverage-Effekt zu Nutze machen:
> Liegt Zinssatz für Fremdkapital z. B. bei 8 % und die
> Gesamtkapitalrentabilität bei 18 %, dann verdient das
> Unternehmen am Einsatz des Fremdkapital — die
> Eigenkapitalrentabilität steigt.

[ok]

> Wenn diese Voraussetzungen also erfüllt sind, dann lohnt
> es sich für das Unternehmen also, "Schulden zu machen".

[ok]... naja, zumindest wenn man davon ausgeht das der Leverage-Effekt tatsächlich existiert, was zumindest in einigen Bereich, besonders bei M&A-Prozessen, de facto der Fall ist. Aber wie dem auch sei, gehen wir mal davon aus das der Aufgabensteller es so meinte *g*.

> In diesem Fall (eine Aktiengesellschaft) könnte man eine
> Kapitalerhöhung durch Ausgabe junger Aktien vornehmen und
> damit das gezeichnete Kapital erhöhen.

[ok]

> Dass FK günstiger sein kann als EK stimmt wohl — Du
> spielst damit auf den von mir oben erwähnten
> Leverage-Effekt an, oder?

[ok]... zum Beispiel, es gibt eine Reihe weiterer Finanzhebel die diesbezüglich Anklang finden könnten, wie z.B. das Modigliani-Miller-Theorem.
  

> Die Aussage, dass mehr EK dazu führen würde, dass das
> Unternehmen weniger krisenanfälliger und unabhängiger
> wäre, da es keine Fremdkapitalzinsen zahlen müsste, kann
> ich aber doch anführen, oder?

Ja. Zumindest in der Modellwel in der wir uns gerade befinden, also aufpassen bei Aufgaben die in der Aufgabenstruktur dort variieren.

> Stimmt, das kommt immer auf die Branche an. Ein
> Handelsunternehmen hätte sicher eine höhere Umlaufquote,
> ein Industrieunternehmen jedoch eine höhere Anlagequote.
> Aus der Aufgabenstellung geht nicht hervor, zu welcher
> Branche das Unternehmen gehört.

Es kommt NUR auf die Branche/Industriezweig an ;-).

> Wenn allerdings Vergleichswerte aus der Branche angegeben
> werden und diese eine Anlagenquote von 48,8 % angeben, dann
> würde ich zunächst einmal von einem Industriebetrieb mit
> vielen (teuren) Maschinen u. ä. ausgehen.
>  
> Daher meine Schlussfolgerung, dass 52 % gut sind, da nah am
> Branchenschnitt.
>  
> Oder lehne ich mich damit zu weit aus dem Fenster? Was
> wäre dann eine "bessere Antwort"?

Da habe ich so meine Zweifel. Mit dieser Aussage nimmst du an, dass der Vergleichswert aus der Branche erstrebenswert wäre. Was, wenn z.B. der Markt aus zwei Anbietern besteht (Duopol), und der Vergleichswert somit das andere Unternehmen ist? Leider hat der Aufgabensteller auch hier wieder Ambition vor Sorgfalt ergehen lassen. Aber tun wir mal so als wäre Deine Annahme tragfähig. Wenn es erstrebenswert ist, 48,8% Anlagenquote zu haben, hast das Unternehmen einen fast optimalen Stand. Wobei auch 4% Differenz über Erfolg und Misserfolg entscheiden können, je nach EK-Deckung. Aber ansonsten kannst du das so anführen.

> Okay, das sehe ich ein.

:-)

> Das 2/3-Verhältnis hatte ich nicht mehr im Kopf. ;-)

Geh mal davon aus, das dies auf den Großteil aller Industrieunternehmen in diesem Lande zutrifft.

> Welche zwei mit der Eigenkapital-/Fremdkapitalquote
> verbundenen Vorteile könnte man denn darstellen? Ich kann
> mit dieser Frage aus der Aufgabenstellung leider recht
> wenig anfangen …

Welchen Ansatz hast Du denn im Kopf? Oder völlige Ahnungslosigkeit?

> Kurzfristiges Fremdkapital sind ja z. B. Verbindlichkeiten
> aus Lieferungen und Leistungen oder auch Bankkredite mit
> einer Laufzeit von unter einem Jahr (wenn ich das richtig
> in Erinnerung habe).

[ok]

>  Zum Abbau könnte man eine Umschuldung in langfristiges FK
> vornehmen … wobei da der Begriff "Abbau" wohl nicht
> wirklich zutreffend ist …

Guter Ansatz, welchen Vorteil bringt eine klass. Umschuldung mit sich?

> Ansonsten könnte man die Zulieferer ändern und somit die
> Verbindlichkeiten reduzieren. Das könnte allerdings auf
> Kosten anderer Faktoren wie z. B. der Qualität der
> gelieferten Ware gehen.

[ok]

> Da wurde uns ein relativ simpler Rechenweg beigebracht:
>  
> Jahresüberschuss: 644.000 €
>  + Abschreibungen auf Sachanlagen: 295.000 €
>  + Erhöhung langfristiger Rückstellungen: 0 €
>  - Verminderung langfristiger Rückstellungen: 0 €
>  = Cashflow: 939.000 €

Das ist arg "dünn"... gewöhn dir zumindest, wenn man schon keinen CF I-III berechnet, zumindest die indirekte Ermittlungsmethode an (siehe z.B. []hier).

Viele Grüße
Analytiker
[lehrer]


Bezug
                                
Bezug
Bilanzanalyse und -kritik: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 23:39 Fr 18.05.2012
Autor: Apfelchips



> kein Thema, es erfreut mich mal wieder in der trivialen
> Welt der Lehrbuchaufgaben zu denken... eine Welt voller
> Annahmen und Modellkomponenten, die so weit weg von der
> Realität sind das man bei genaueren hinsehen zweimal lesen
> muss, bis man die Aufgabe versteht =)! ^^

Und dabei dachte ich dass man im Studium auf einer Basis arbeitet, die noch mehr modellorientiert ist. ;-)


> [ok]... zum Beispiel, es gibt eine Reihe weiterer
> Finanzhebel die diesbezüglich Anklang finden könnten, wie
> z.B. das Modigliani-Miller-Theorem.

Okay, danke. Ich glaube ich werde es in diesem Fall dennoch beim Leverage-Effekt belassen. :-)


> Ja. Zumindest in der Modellwel in der wir uns gerade
> befinden, also aufpassen bei Aufgaben die in der
> Aufgabenstruktur dort variieren.

Alles klar.


> Da habe ich so meine Zweifel. Mit dieser Aussage nimmst du
> an, dass der Vergleichswert aus der Branche erstrebenswert
> wäre. Was, wenn z.B. der Markt aus zwei Anbietern besteht
> (Duopol), und der Vergleichswert somit das andere
> Unternehmen ist? Leider hat der Aufgabensteller auch hier
> wieder Ambition vor Sorgfalt ergehen lassen. Aber tun wir
> mal so als wäre Deine Annahme tragfähig. Wenn es
> erstrebenswert ist, 48,8% Anlagenquote zu haben, hast das
> Unternehmen einen fast optimalen Stand. Wobei auch 4%
> Differenz über Erfolg und Misserfolg entscheiden können,
> je nach EK-Deckung. Aber ansonsten kannst du das so
> anführen.

Stimmt, da ist was dran. Allerdings zielen das Lehrbuch und auch der Unterricht recht eindeutig darauf ab, die Branchenwerte als "Vorbild" zu nehmen und sich daran zu orientieren.
Ich werde mir diese kritischen Anmerkungen aber merken — vielleicht kann ich sie an geeigneter Stelle ja anbringen und mir ein paar extra Punkte einheimsen. ;-)


> > Welche zwei mit der Eigenkapital-/Fremdkapitalquote
> > verbundenen Vorteile könnte man denn darstellen? Ich kann
> > mit dieser Frage aus der Aufgabenstellung leider recht
> > wenig anfangen …
>  
> Welchen Ansatz hast Du denn im Kopf? Oder völlige
> Ahnungslosigkeit?

Ich weiß leider noch nicht einmal, worauf die Frage genau abzielt. Den Sinn und Zweck dieser Kennzahlen habe ich bei der Bewertung ja schon erklärt. Was kann hier also mit Vorteilen gemeint sein? Die Fragestellung ist mir wirklich suspekt.

Also: Völlige Ahnungslosgkeit. Leider.


> Guter Ansatz, welchen Vorteil bringt eine klass.
> Umschuldung mit sich?

Im Prinzip eine geringere Zinsbelastung und damit eine höhere Liquidität — das wäre zumindest das, was mir dazu einfällt.


> Das ist arg "dünn"... gewöhn dir zumindest, wenn man
> schon keinen CF I-III berechnet, zumindest die indirekte
> Ermittlungsmethode an (siehe z.B.
> []hier).

Danke für den Hinweis.

Der Cashflow soll laut Lehrplan wohl so stiefmütterlich behandelt werden. Möglicherweise werden im Rahmen der Abiklausur auch gar nicht genug Werte zur Verfügung gestellt, um den Cashflow in einer detaillierteren Form zu berechnen.


Bezug
                                        
Bezug
Bilanzanalyse und -kritik: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 08:02 Sa 19.05.2012
Autor: Analytiker

Moin,

> Und dabei dachte ich dass man im Studium auf einer Basis
> arbeitet, die noch mehr modellorientiert ist. ;-)

...das ist wahr, zum Glück bin ich nach vielen Jahren des BWL-Studiums nicht mehr an der Uni, und stelle fest das die ganze Modelldenkerei ziemlich für die Tonne ist =). Aber das steht Dir dann ja erstmal noch bevor =).

> Alles klar.

[ok]

> Stimmt, da ist was dran. Allerdings zielen das Lehrbuch und
> auch der Unterricht recht eindeutig darauf ab, die
> Branchenwerte als "Vorbild" zu nehmen und sich daran zu
> orientieren.
>  Ich werde mir diese kritischen Anmerkungen aber merken —
> vielleicht kann ich sie an geeigneter Stelle ja anbringen
> und mir ein paar extra Punkte einheimsen. ;-)

[ok]

> Ich weiß leider noch nicht einmal, worauf die Frage genau
> abzielt. Den Sinn und Zweck dieser Kennzahlen habe ich bei
> der Bewertung ja schon erklärt. Was kann hier also mit
> Vorteilen gemeint sein? Die Fragestellung ist mir wirklich
> suspekt.
>  
> Also: Völlige Ahnungslosgkeit. Leider.

Also, fangen wir das ganze doch mal strukturiert an. Es geht um den KPI: "EK/FK-Quote". Was Sinn udn Zweck dieser Kennzahl ist, hast Du skizziert. Wechsel mal den Begriff "Vorteil" mit "Nutzen" der Kennzahl aus. Also mir würde da spontan einfallen, dass es hierbei von unschätzbare Wichtigkeit ist, die Kapitalstruktur zu kennen und Marktrisiken dadurch antizipieren zu können. Es geht dabei nicht nur darum, irgendwelche Verhältnisse zu errechnen, sondern darum das Unternehmen zum einen liquide und zum anderen kapitalisierbar zu halten. Wenn ich mir EK oder auch FK besorgen muss, muss ich i.d.R. eine Bonitätsprüfung bestehen. Hierbei muss die Kennzahl immer vorgelegt werden, meist auch noch in detaillierter Form. Weiterhin geht es um Verzeinsungsansprüche von EK/FK-Gebern... die kennzahl ist der Gradmesser für Zinsverhandlungen, und somit von Vorteil wenn meine seinen Verschuldungsgrad kennt :-)!

> Im Prinzip eine geringere Zinsbelastung und damit eine
> höhere Liquidität — das wäre zumindest das, was mir
> dazu einfällt.

[ok]
  

> Danke für den Hinweis.
>
> Der Cashflow soll laut Lehrplan wohl so stiefmütterlich
> behandelt werden. Möglicherweise werden im Rahmen der
> Abiklausur auch gar nicht genug Werte zur Verfügung
> gestellt, um den Cashflow in einer detaillierteren Form zu
> berechnen.

Das wundert mich... zu meinen Zeiten am Gymnasium wäre man damit nicht durchgekommen. Aber gut, dann reicht das ja hier an dieser Stelle.

Viele Grüße
Analytiker
[lehrer]

Bezug
                                                
Bezug
Bilanzanalyse und -kritik: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 12:23 So 20.05.2012
Autor: Apfelchips


> ...das ist wahr, zum Glück bin ich nach vielen Jahren des
> BWL-Studiums nicht mehr an der Uni, und stelle fest das die
> ganze Modelldenkerei ziemlich für die Tonne ist =). Aber
> das steht Dir dann ja erstmal noch bevor =).

Stimmt, das steht mir noch bevor. Allerdings nicht im Bereich der Betriebswirtschaftslehre. Denn ich habe bereits vor meinem Abitur und nach meinem Fachabi eine duale Ausbildung zum Fachinformatiker gemacht und werde jetzt nach dem Abitur ein Studium in Richtung Informationstechnologie wagen. Aber Modelle gibt es da auch genug (vielleicht sogar noch mehr als in der BWL) — einen Vorgeschmack hat mir da schon meine duale Ausbildung gegeben. ;-)


> Also, fangen wir das ganze doch mal strukturiert an. Es
> geht um den KPI: "EK/FK-Quote". Was Sinn udn Zweck dieser
> Kennzahl ist, hast Du skizziert. Wechsel mal den Begriff
> "Vorteil" mit "Nutzen" der Kennzahl aus. Also mir würde da
> spontan einfallen, dass es hierbei von unschätzbare
> Wichtigkeit ist, die Kapitalstruktur zu kennen und
> Marktrisiken dadurch antizipieren zu können. Es geht dabei
> nicht nur darum, irgendwelche Verhältnisse zu errechnen,
> sondern darum das Unternehmen zum einen liquide und zum
> anderen kapitalisierbar zu halten. Wenn ich mir EK oder
> auch FK besorgen muss, muss ich i.d.R. eine
> Bonitätsprüfung bestehen. Hierbei muss die Kennzahl immer
> vorgelegt werden, meist auch noch in detaillierter Form.
> Weiterhin geht es um Verzeinsungsansprüche von
> EK/FK-Gebern... die kennzahl ist der Gradmesser für
> Zinsverhandlungen, und somit von Vorteil wenn meine seinen
> Verschuldungsgrad kennt :-)!

Okay, ich verstehe. Die Kennzahlen "vereinfachen" also z. B. Zinsverhandlungen und die Inanspruchnahme von Darlehen, da die Banken über diese Kennzahlen u. a. die Ertragkraft eines Unternehmen ablesen und somit feststellen können, ob das Unternehmen denn überhaupt kreditwürdig ist. Wobei da natürlich auch noch andere Fakoren eine Rolle spielen.

Danke Dir! Soweit hatte ich da jetzt gar nicht gedacht.

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