Denken nach Mead < Pädagogik < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 11:48 Mi 18.09.2013 | Autor: | rotamint |
Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt. Mead unterscheidet abstraktes und konkretes Denken. In beiden Fällen nimmt er die Rolle des verallgemeinerten Anderen ein. Heißt das, dass er sich in die Rolle der Gemeinschaft versetzt, oder einer Person aus ihr, oder blendet er diese komplett aus und ist selbst der Andere?
Vielen Dank
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:11 Mi 18.09.2013 | Autor: | Josef |
Hallo rotamint,
> Mead unterscheidet abstraktes und
> konkretes Denken. In beiden Fällen nimmt er die Rolle des
> verallgemeinerten Anderen ein. Heißt das, dass er sich in
> die Rolle der Gemeinschaft versetzt, oder einer Person aus
> ihr, oder blendet er diese komplett aus und ist selbst der
> Andere?
"Mead beschäftigte sich mit der Frage, wie die menschliche Identität zustande kommt und welchen Einfluss darauf die Gesellschaft, aber auch das Denken und der Geist des einzelnen Menschen, haben. Er beschreibt zunächst „Die Entstehung der Identität“, dann „Die Identität und das Subjektive“ und erklärt anschließend „Das Ich ["I"] und das ICH ["me"; in späteren Übersetzungen adäquater als "Mich" bezeichnet]“.
Laut Mead entsteht die Identität durch drei Medien: durch Sprache, Spiel (play) und Wettkampf (game).
Meads Gedanken zur Gemeinschaft sind folgende: Eine Gemeinschaft entwickelt sich weiter, wenn eine wechselseitige Beeinflussung zwischen den Individuen stattfindet, wenn die Reaktion der Gemeinschaft auf den Einzelnen institutionalisiert wird, also die ganze Gemeinschaft gegenüber dem Einzelnen gleich handelt. Jeder Mensch nimmt die Haltung der Gemeinschaft sich selbst gegenüber an, kann aber auch der Gemeinschaft antworten und darauf bestehen, die Normen der Gemeinschaft zu verbessern. Jeder steht also in einem Dialog mit der Gemeinschaft. Ein Beispiel für diesen Dialog wäre, wenn jemand vor Gericht zum Publikum spricht und seine Tat rechtfertigt. Wenn jemand nicht mit den Haltungen der Gemeinschaft einverstanden ist, kann er sich der ganzen Umwelt in den Weg stellen, indem er auf die Vernunft hört und dabei die Vergangenheit und die Zukunft in sein Denken mit einbezieht.
Durch das Erfühlen der Haltung des Anderen gegenüber sich selbst entsteht ein Selbstbewusstsein, mit dem der einzelne Organismus in seinen Umweltsbereich eintritt. Dieses Selbstbewusstsein löst Handlungen im Individuum aus, die es auch in anderen auslöst, und es entwickelt damit insoweit eine Identität, als dass es die Haltung anderer einnehmen und sich selbst gegenüber so wie gegenüber anderen handeln kann. Selbst-bewusst, identitätsbewusst sein, heißt im Grunde, dank der gesellschaftlichen Beziehungen zu anderen für seine eigene Identität zum Objekt zu werden."
Quelle
Viele Grüße
Josef
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(Frage) beantwortet | Datum: | 13:52 Mi 18.09.2013 | Autor: | rotamint |
Danke für die Antwort. Meads Theorie habe ich verstanden, ich weiß auch dass er Amerikaner und Sozialpsychologe war. Meine Frage bezieht sich allerdings speziell auf das Denken. Was ist der unterschied zwischen konkretem und abstraktem Denken? Welche Position nimmt das Individuum ein, welche die Gesellschaft. Denkt das Individuum, sofern es abstrakt denkt, ohne Gesellschaft in Form des allgemeinen anderne? Vielleicht ist die Frage zu kompliziert wenn man sein Werk nicht vorliegen hat.
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(Antwort) fertig | Datum: | 14:17 Mi 18.09.2013 | Autor: | Josef |
Hallo,
> Was ist der unterschied zwischen konkretem und
> abstraktem Denken?
"Das Denken wird operational (sich durch bestimmte Verfahren vollziehend) definiert als Herstellen von Ordnungen der angetroffenen Welt. Diese Ordnung vollzieht sich an Gegenstände ebenso wie an den Repräsentationen der Gegenstandswelt. Denken ist auch das Ordnen von Beziehungen zwischen Gegenständen ebenso wie das Ordnen von Beziehungen zwischen Repräsentationen von Gegenständen.
Werden nicht mehr vorstellungsfähige, unbildliche Repräsentationen, Gedanken und deren Beziehungen geordnet, liegt unanschauliches abstraktes oder begriffliches Denken vor."
Quelle: Herders Lexikon der Psychologie; Band 1; Hohe; Seite 347
Viele Grüße
Josef
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(Antwort) fertig | Datum: | 14:30 Mi 18.09.2013 | Autor: | Josef |
Hallo,
"Mead legt dar, dass Menschen eine Identität immer nur über Interaktionen ausbilden können. Dieser Gedanke ist auch pädagogisch relevant. Wenn pädagogisch gefordert wird, dass ein Mensch eine eigene und individuelle Identität ausbilden können soll, so kann das nicht bedeuten, das er diese Identität nicht in Interaktionen mit Mitmenschen entwickeln soll bzw. muss. Jeder Mensch entwickelt nach Mead seine Identität im ausbalancieren von „ME“ und „I“. Mit „I“ beschreibt Mead das impulsive „Ich“, das spontan auf Erfahrungen reagiert, während das „ME“ dem Individuum vor Augen führt, wie es von Mitmenschen betrachtet wird.“
Quelle: Pocket Teacher Abi; Pädagogik; Cornelsen; Seite 138
Viele Grüße
Josef
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(Antwort) fertig | Datum: | 14:47 Mi 18.09.2013 | Autor: | Josef |
Hallo,
> Welche Position nimmt das Individuum
> ein, welche die Gesellschaft. Denkt das Individuum, sofern
> es abstrakt denkt, ohne Gesellschaft in Form des
> allgemeinen anderne?
"Mead unterscheidet Identität von Bewusstsein. Bewusstsein im Sinne von Denken oder reflexiver Intelligenz ist nur für das Individuum selbst zugänglich, es hat einen subjektiven Charakter und beschreibt die Art, wie ein Organismus handelt. Im Gegensatz dazu erläutert er Identität als eine Struktur, die sich aus dem gesellschaftlichen Verhalten entwickelt und nicht aus der subjektiven Erfahrung des Organismus. Die hier gemeinte Identität entwickelt sich dann, wenn die Übermittlung von Gesten in das Verhalten des Einzelnen hereingenommen wird. Beide – Identität und Bewusstsein – sind phasenweise nur dem Einzelnen zugänglich, können aber veröffentlicht werden. Ein Beispiel ist das Aufstellen einer Theorie, die zunächst nur intern, mit Veröffentlichung allgemein zugänglich ist."
"Durch das Erfühlen der Haltung des Anderen gegenüber sich selbst entsteht ein Selbstbewusstsein, mit dem der einzelne Organismus in seinen Umweltsbereich eintritt. Dieses Selbstbewusstsein löst Handlungen im Individuum aus, die es auch in anderen auslöst, und es entwickelt damit insoweit eine Identität, als dass es die Haltung anderer einnehmen und sich selbst gegenüber so wie gegenüber anderen handeln kann. Selbst-bewusst, identitätsbewusst sein, heißt im Grunde, dank der gesellschaftlichen Beziehungen zu anderen für seine eigene Identität zum Objekt zu werden."
Quelle
Viele Grüße
Josef
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:34 Mi 18.09.2013 | Autor: | Josef |
Hallo,
"In der Sozialpsychologie definiert der amerikanische Sozialpsychologe George Herbert Mead Identität als die reflexive Fähigkeit des Subjekts, sich zu sich selbst und anderen gegenüber zu verhalten; die Personwerdung wird dabei als Prozess aufgefasst, in dessen Verlauf man die Erwartungen der Interaktionspartner wahrnimmt, sie internalisiert und auf sie reagiert."
Quelle: Der Brockhaus; (c) wissenmedia GmbH, 2010
Viele Grüße
Josef
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