Eigenkapitalrentabilität < Politik/Wirtschaft < Geisteswiss. < Vorhilfe
|
Aufgabe | Welche Auswirkungen auf Finanzierungsentscheidungen des Unternehmens hat es, wenn der Zinssatz für das Fremdkapital über der Rentabilität des Eigenkapitals liegt? |
Ich versteh diese Frage überhaupt nicht, könnte mir jemand helfen?
|
|
|
|
Hallo Tina.Nightmare,
zunächst etwas Klärendes. Im Rahmen von Finanzierungsentscheidungen wird beschlossen, woher das Geld(Kapital) für im Unternehmen notwendige Investitionen kommen soll. Prinzipiell kann dabei zwischen beiden Möglichkeiten der Eigenkapital- und der Fremdkapitalbeschaffung unterschieden werden. Im Rahmen der Eigenkapitalbeschaffung wäre die Aufnahme neuer Gesellschafter denkbar. Bei der Fremdkapitalbeschaffung kann der normale Bankkredit als Standardbeispiel genannt werden.
Die von dir genannte Aufgabenstellung ist aus meiner Sicht allerdings ein wenig verwirrend, da hier eine (extern) vorgegeben Zielgröße (Fremdkapitalzins) und eine Erfolgsgröße (Eigenkapitalrentabilität) miteinander verglichen werden sollen.
Ich nehme an, dass du eine Entscheidung entweder zu Gunsten der Eigenkapitalfinanzierung oder der Fremdkapitalfinanzierung treffen sollst. Entscheidungsgrundlage dafür wäre, dass du die geforderte Rendite der Fremdkapitalgeber (Fremdkapitalzinssatz) und die Renditeforderungen der Eigenkapitalgeber (das ist NICHT die Eigenkapitalrendite!!!) kennst. Die Renditeforderungen der Eigenkapitalgeber sind jedoch nicht bekannt, weshalb eine pauschale Schlussfolgerung in pucto Aufgabenstellung nicht möglich ist.
Problematisch wird die ganze Sache noch durch den Fakt, dass die Eigenkapitlarentabilität durch die Höhe des Fremdkapitalzinses beeinflusst werden kann (Stichwort: Leverage-Effekt). Der Modell des Leverage-Effekts besagt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, mehr Fremdkapital (also mehr Kredite) aufzunehmen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Rendite des Gesamtkapitals (Gesamtkapitalrentabilität) höher ist, als der Fremdkapitalzinssatz. Es würde deshalb mehr Sinn machen, als Entscheidungsgrundlage nicht die Eigenkapitalrentabilität sondern vielmehr die Gesamtkapitalrentabilität zu verwenden.
Zudem wird die Eigenkapitalrentabilität durch die Höhe des Fremdkapitalzinssatzes beeinflusst, denn die Eigenkapitalrentabilität lässt sich berechnen durch [mm] \bruch{Jahresüberschuss}{Eigenkapital} [/mm] , wobei der Jahresüberschuss das um die Fremdkapitalzinsen reduzierte Betriebsergebnis des Unternehmens darstellen. Je höher also der Fremdkapitalzinssatz, desto höher der Fremdkapitalzins, desto geringer der Jahresüberschuss und desto geringer auch die Eigenkapitalrentabilität.
Für mich ergeben sich bei dieser Aufgabe deshalb einige Zweifel, wodurch die Antwort, nach meiner Meinung, pauschal nicht gegeben werden kann.
Gruß,
Tommy
|
|
|
|
|
Status: |
(Antwort) fertig | Datum: | 03:15 Fr 05.03.2010 | Autor: | Josef |
Hallo,
zunehmende Verschuldung im Interesse einer steigenden Eigenkapitalrendite lohnt sich nur unter der Voraussetzung, dass die Gesamtkapitalrendite größer als der Fremdkapitalzins ist. Im entgegengesetzten Fall schlägt der Leverage-Effekt ins negative um.
Viele Grüße
Josef
|
|
|
|