Freudsche Theorie < Psychologie < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 21:17 So 07.10.2007 | Autor: | Annybabe |
Hallo an alle,
wir beschäftigen uns im Psychologieunterricht gerade mit "Freuds Theorie" und wollen dazu demnächt eine Diskussionsrunde über Vor bzw. Nachteile dieser durchführen.
Dazu soll ich mir nun Vorteile (d.h. Stützen im Sinne einer Begründung) seiner Theorie überlege, aber irgendwie komme ich da nicht so recht weiter und wäre für Hilfen, Tipps, Links und weitere Argumente sehr dankbar!
Hier erstmal das, was ich mir im Moment überlegt habe:
- Hauptargument = sein Rückbezug auf frühkindliche Entwicklung (seine Theorie ist nicht statisch, sondern dynmaisch)
- seine 3 Prinzipien (Schichtenmodell, Instanzenmodell, psychosexuelle Entwicklung) sind alle aufeinander abgestimmt
- gegenwärtge Verhaltensweisen können durch die Vergangenheit (vergangene Phasen) sinnvoll erklärt werden
Ich hoffe, das o.g. ist richtig und ihr könntet mir noch weiterhelfen,
lG, Anny
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(Antwort) fertig | Datum: | 07:41 Mo 08.10.2007 | Autor: | Josef |
Hallo Anny,
(1) Die vier Grundannahmen der Psychoanalyse
= > Der Mensch ist erziehungsbedürftig und erziehbar.
= > Der Mensch ist bedürftig, laufend in Kontakt mit seiner Umwelt zu stehen.
= > Bestimmte seelische Vorgänge sind unbewusst. Sie wirken sich jedoch auf das Erleben und Verhalten aus (,,Freud′sche Versprecher").
= > Das menschliche Verhalten wird durch Triebe erzeugt und gesteuert.
= > Jedes Verhalten ist seelisch bedingt festgelegt (= psychischer Determinismus). Es lässt sich nur aus der individuellen Lebensgeschichte erschließen.
= > Die seelischen Kräfte bzw. Motive, die das Verhalten steuern sind in der Regel unbewusst.
Weiteres hier
und hier
Die Psychoanalyse von Freud
5. Kritische Würdigung von Sigmund Freuds Theorie
5.1. Frage nach Validität und Wissenschaftlichkeit23
Wenn man sich Sigmund Freud und seinen Theorien widmet, muss man sich zwangsläufig auch mit den kritischen Ansätzen befassen.
Eines der Hauptargumente, das Freuds Kritiker ins Feld führen, ist der Vorwurf der unklaren bzw. unscharfen Begriffsverwendung. So könnten manche Begriffe prinzipiell gar nicht widerlegt werden und Vorhersagen seien ebenso wenig möglich. Beispielsweise kann der unbewusste Vorgang der Verdrängung nicht im wissenschaftlichen Sinne untersucht werden und auch kann nicht vorhergesagt werden, welchen Abwehrmechanismus ein Betroffener nach einer traumatischen Situation anwenden wird.
Eng damit verbunden ist der Vorwurf, Freuds Theorie sei lediglich retrospektiv, beziehe sich also nicht auf Voraussagen und vernachlässige den gegenwärtigen Zustand und die zukünftige Planung der Patienten.
Ferner ist ein häufiger Gegenstand der Kritik die Tatsache, dass Freuds Theorie wenig über gesunde Lebensweisen aussage, da sich Freuds Erkenntnisse auf Erfahrungen mit klinisch betreuten Menschen mit Angstneurosen oder anderen psychischen Problemen stützten. So ist beispielsweise die Behauptung, der Mensch entwickle sich unter anderem durch Ängste und Traumata, in den Augen der Kritiker eine zu pessimistische Ansichtsweise.
Auch die fehlende Beobachtung von Kindern und somit der fehlende Aspekt der Entwicklung wird an Freuds Theorie bemängelt.
Diesen und vielen anderen Kritikpunkten sieht sich Freuds Theorie gegenübergestellt. Dieser teilweise rigorosen Missbilligung, die in vielen Lehrbüchern vertreten ist, können jedoch schlagkräftige Argumente entgegengebracht werden.
5.2. Verteidigung der Freudschen Theorie
Negative Kritik ist grundsätzlich leichter als eine konstruktive, neue Idee. Daher wird man im Rahmen von Sigmund Freuds Theorie in der Fachliteratur eher auf der Suche nach ersterem fündig. Doch gerade diese Tatsache, dass seine Theorie im Laufe der wissenschaftlichen Entwicklung bis zum heutigen Zeitpunkt ein derart großes Thema der Diskussion darstellte, ist alleine ein Beweis für die Gewichtigkeit von Freuds Aussagen. So finden sich beispielsweise im Internet bei der Suchmaschine ,,lycos" 68962 Eintragungen bei der weltweiten Suche nach ,,Sigmund Freud". Sucht man dagegen nach ,,Nikolaus Kopernikus", findet man ,,nur" 1584 Ergebnisse.24
Weiterhin haben viele Elemente aus Freuds Lehre - teilweise in abgewandelter Form -Einzug in die moderne Forschung gehalten.25 So wird zum Beispiel die Tatsache, dass das Unbewusste bei unserer täglichen Lebensbewältigung eine große Rolle spielt, bei der modernen Erforschung des Bewusstseins akzeptiert, auch wenn Skepsis gegenüber den negativen Folgen der unbewussten Prozesse herrscht. Und, um näher am Thema der Freudschen Strukturtheorie zu bleiben, wurden in der Forschung Anhaltspunkte gefunden, die für die Existenz von Abwehrmechanismen und für die seelischen und körperlichen Auswirkungen von unterdrückten psychischen Inhalten sprechen.
Außerdem sind einige der kritischen Argumente mittlerweile schlichtweg überholt. Denn der häufig vorgebrachte Vorwurf, es gebe in der Psychoanalyse keine Beobachtung an Kindern, ist durch die Weiterentwicklung der Forschung aus dem Weg geräumt. Wissenschaftler wie beispielsweise D. Stern bezogen in ihrer psychoanalytischen Arbeit die Beobachtung der kindlichen Entwicklung durchaus mit ein.
5.3. Freud als Reformator
Um nun ein abschließendes Urteil abgeben zu können, sollte sich der Leser noch einmal den einleitenden Gedanken ins Gedächtnis rufen. Freud galt und sah sich selbst als revolutionär, weil er den Menschen durch seine Behauptung erniedrigte, eben dieser sei hauptsächlich durch seine größtenteils unbewussten Triebe gesteuert. Dabei sollte jedoch bedacht werden, dass Freud in einem Zeitalter gelebt hat, das als äußerst prüde bezeichnet werden muss. Der Aufschrei in der Gesellschaft als Reaktion auf Freuds Theorien war deshalb umso größer.
Betrachtet man jedoch den Inhalt der Theorien aus nüchternerer Perspektive, so kann man darin sogar eine gewisse Aufwertung der Gattung Mensch finden: Die Vorstellung, verschiedene psychische Instanzen teilen sich die Aufgabe der Lebensbewältigung; die Idee einer Art ,,Gewaltenteilung" der Psyche; der Gedanke an die Möglichkeit, dass sich ein Lebewesen aus Gründen des Schutzes Dinge vor sich selbst unbewusst machen, also gewissermaßen verheimlichen kann - dies alles spricht für eine hohe Komplexität und somit Sonderstellung des menschlichen Wesens.
Infolgedessen und mit Berücksichtigung des bereits erläuterten riesigen Einflusses von Freuds Theorie auf die Forschung bis in die heutige Zeit, kann man Sigmund Freud in einem etwas seltsam anmutenden Vergleich als ,,zweiten Luther" bezeichnen. So wie Luther einst die Kirche mit neuen Ideen reformierte und dauerhaft beeinflusst hat, so war auch Freud ein entscheidender Eckstein für die Psychologie. Zwar wurden beide mit viel Kritik konfrontiert - ihr Name und ihr Werk bleiben jedoch unvergessen!
Fundstelle
Viele Grüße
Josef
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(Mitteilung) Reaktion unnötig | Datum: | 21:53 So 06.01.2008 | Autor: | Gaspar |
Hallo,
zunächst möchte ich sagen, dass der Josef die Argumente schon ganz ordentlich herausgearbeitet hat. Natürlich muss Freud immer auch im Lichte seiner Zeit also der viktorianischen Zeitalter betrachtet werden. Diese war ja bekanntlich durch eine sehr leibfeindliche Haltung gekennzeichnet. Freud hat seine Theorie zunächst aus einzelnen therpeutischen Sitzungen entwickelt(Cecile M). Am Anfang arbeitet er aber mit Hypnose.
Kritik/Positives:
-Sigmund Freuds großes Verdienst ist sicherlich, die Bedeutung der Persönlichkeit, der Gefühle und der Konflikte im Zusammenhang mit dem Unbewussten nachgewiesen zu haben. Darüber hinaus begründete er eine neue medizinische Disziplin und stellte grundlegende therapeutische Vorgehensweisen vor, die auch heute noch in abgewandelter Form in der psychotherapeutischen Behandlung von Neurosen und Psychosen eingesetzt werden (freies assozzieren). Die Psychoanalyse wird von vielen Anhängern als eine umfassende Theorie betrachtet, die das komplexe menschliche Erleben und Handeln erschöpfend beschreiben und erklären kann.
-ein zentraler Kritikpunkt ist, dass die verschiedenen Annahmen der Psychoanalyse empirisch nicht bestätigt werden konnten (z. B. Ödipuskomplex).
-Eine der meist bezweifelten Theorien Freuds ist die vom Penisneid.Dieser stehe in der psychischen Entwicklung von Mädchen symmetrisch der Kastrationsangst der Jungen gegenüber. Für Freud stellt er u. a. ein Neidgefühl dar.
-Obwohl Freuds Theorien und Behandlungsmethoden immer wieder kritisiert worden sind, wird sein Beitrag zum Verständnis des menschlichen Erlebens und Handelns meistens als außergewöhnliche Leistung eingeordnet (s. a. Beitrag vom Josef). Viele der von ihm geprägten Begriffe wie das Unbewusste oder das Instanzenmodell (Es-Ich-Über-Ich) sind im Laufe der Jahre in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen worden.
Im allgemeinen haben wir es, so glaube ich, mit einer 'Psychologisierung' in vielen Bereich zu tun. Sein Hang zur griechischen Mythologie ist Geschmackssache.
Grüße
Gaspar
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