Religionskritik < Religion < Geisteswiss. < Vorhilfe
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(Frage) beantwortet | Datum: | 19:19 So 09.12.2007 | Autor: | jane882 |
Was genau bedeutet dieser Satz:
Der Mensch personifiziert (vermenschlicht) die Naturkräfte und erhebt sie zu Mächten, um sich gegen die Übermächte der Natur (z.b. Tod, Zeitlichkeit, Ohnmacht) und des Schicksals zur Wehr zu setzen ???
Ich versteh das voll nicht.
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(Antwort) fertig | Datum: | 18:21 Mo 10.12.2007 | Autor: | Amy1988 |
Hallo Jane!
Also, erstmal generall zu Freud:
ES ist sicher hilfreich, wenn du weißst, dass Freud davon ausging, dass Religion eine bloße Illusion ("Wahnidee") der Menschen ist, die sie sich, so Freud, erschaffen haben, um sich so ihre Wünsche "erfüllen" zu können.
Der Mensch hatte immer den Wunsch, ein längeres Leben zu führen und Mittelpunkt der Welt zu sein.
Da er durch die "Übermächte der Natur (z.b. Tod, Zeitlichkeit, Ohnmacht) und das Schicksals" eine gewisse Hilflosigkeit empfand, sich also selbst nicht als den Mittlepunkt der Welt als mächtiges Wesen ansehen konnte, hat er die Naturkräfte zu eigenständigen "Mächten" erklärt, um so sozusagen einen Schutz aufzubauen!!!
Ist das einigermaßen klar so?
Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
LG, Amy
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(Antwort) fertig | Datum: | 13:20 Di 08.01.2008 | Autor: | Gaspar |
Hallo,
woh, da hast du dir aber ein dickes Brett zum Bohren gegriffen. Also, ich versuchs mal:
Der olle Freud bezeichnet sich selbst als einen Feind der Religion. Er knüpft dabei soweit ich weiß an Friedrich Nietzsche an, dem er zugesteht, etliche Einsichten der Psychoanalyse intuitiv vorweggenommen zu haben. Nietzsche sei sozusagen ein 'naturwüchsiger Pschoanalytiker' gewesen.
Freud bekräftigt die Religionskritik z. B von Nietzsche und untermauerte sie als Mediziner u. a. durch die Entwicklung der klinischen Psychoanalyse.
Zentral dabei ist, dass die Religion mit einer Kindheitsneurose vergleichbar sei.
Religion sei dabei ein infantiles (= kindliches) Abwehrverhalten gegen die menschliche Unterlegenheit: 'Der Mensch habe die Naturkräfte personalisiert und zu schützenden Mächten erhoben'. Somit helfen sie ihm seine permante Hilflosigkeit zu überwinden. Das zugrundeliegende Verhaltensmuster knüpfe an die frühkindliche Erfahrung der schützenden Eltern, hier im Besonderen die des Vaters, an.
Weiterhin setze sich das ambivalente Verhältnis des Kindes gegenüber dem Vater im Glauben der Erwachsenen fort. Der Erwachsene erkennt, dass er auch als solcher sich nicht völlig gegen fremde Übermächte wehren kann, weswegen er seinen Schutz im Gottesglauben zu finden sucht. Die Götter fürchtet er, trotzdem überträgt er ihnen seinen Schutz und den Glauben ihn vor Unbill bewahren zu können.
Hat also auch was mit der Ausbildung des Über-Ich zu tun.
Also, salopp gesagt, ist die Religion eine Konstruktion der Menschen zu Erklärung der Dinge die sie nicht erklären können, nicht verstehen oder/und vor denen sie folglich Angst haben. Noch flotter ausgedrück: Die Religion ist die psychische Krücke oder Gehhilfe, die es dem Menschen ermöglicht, durch sein Leben zu gehen.
Übrignes Freuds wichtigste Schrift zum Thema Religionskritik ist das Buch mit dem Titel : Die Zukunft einer Illusion. 'Schwere Kost'
Grüße
Gaspar
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