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Aufgabe | Der Philosoph zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Gegenüber seinem Bruder versucht Seneca, Vorwürfe seiner Gegner zu entkräften:
Aliquis ex istis, qui philosophiam collatrant, dixerit: Quare ergo tu fortius loqueris, quam vivis? Quare et pecuniam necessarium tibi instrumentum existimas et damno moveris et lacrimas audita coniugis aut amici morte demittis et respicis famam et malignis sermonibus tangeris?
Quare cultius rus tibi est, quam naturalis usus desiderat? Cur non ad praescriptum tuum cenas? Cur apud te vinum aetate tua vetustius bibitur? Cur trans mare possides? Cur plura, quam nosti? Turpiter! Aut tam neglegens es, ut non noveris pauculos servos, aut tam luxuriosus, ut
plures habeas, quam ut eorum notitiae memoria sufficiat!
Adiuvabo ea convicia et plura mihi, quam putas, obiciam. Nunc hoc respondeo tibi: Non sum sapiens et, ut malevolentiam tuam pascam, nec ero. Exige itaque a me, non ut optimis par sim,
sed ut malis melior. Hoc mihi satis est, cotidie aliquid ex vitiis meis demere et errores meos obiurgare. Non perveni ad sanitatem, ne perveniam quidem. Delenimenta magis quam remedia podagrae meae compono, contentus, si rarius accedit et si minus verminatur.
Aliter, inquis, loqueris, aliter vivis. Hoc Platoni obiectum est, obiectum Epicuro, obiectum Zenoni. Omnes enim isti dicebant, non quemadmodum ipsi viverent, sed quemadmodum esset ipsis vivendum. De virtute, non de me loquor, et cum vitiis convicium facio, imprimis meis
facio. Cum potuero, vivam, quomodo oportet. Nec malignitas me ista mujlto veneno tincta deterrebit ab optimis. Ne virus quidem istud, quo alios spargitis, quo vos necatis, me impediet, quominus perseverem laudare vitam - non quam ago, sed quam agendam scio. |
Hallo erstmal,
ich übersetze gerade einen Text von Seneca und habe an einigen Stellen ein paar Probleme. Es wäre schön, wenn einer von euch mal die Übersetzung sich durchlesen könnte. Die Stellen, mit denen ich Schwierigkeiten hatte oder die Übersetzung sehr unsicher ist, habe ich einfach mal markiert. Wörter die in Klammern stehen, habe ich entweder sinngemäß ergänzt oder sind andere Übersetzungsmöglichkeiten. Wäre euch sehr dankbar.
lg
Irgendjemand von diesen, die einen Philosophen angreifen, möge gesagt haben:
"Warum sprichst (redest) du tapferer, als du (tatsächlich) lebst? Weshalb hälst du das notwendige Geld dir als Werkzeug und verrichtest Schaden (Verlust) und warum lässt die Träne der Gattin, die gehört worden ist, oder der Tod des Freundes dich hinabsinken und warum berücksichtigst du das Gerücht und berühren dich böswillige Gespräche? Weshalb ist dein Land angebaut, wie der natürliche Nutzen es verlangt? Warum speist du nicht nach deinen Vorschriften? Warum wird bei dir Wein in (bei) deinem Lebensalter langjährig (oft) getrunken? Warum besitzt du (Sachen)über über das Meer hinaus? Warum mehr, als wir? Abscheulich (sehr hässlich)! Entweder bist du so nachlässig, dass du die wenigen Sklaven kanntest oder du bist so verschwenderisch, dass du so viel hast, dass die Erinnerung des Wissens von diesen dir ausreicht!"
Ich werde diese Streitigkeiten unterstützen und sehr viel (große Teile) von mir, wie du glaubst, entgegenwerfen. Nun antworte ich dir dieses:
Ich soll weise sein, sodass ich deine Missgunst (Hass) ernähre, und nicht weise werden. Deshalb forder von mir, dass ich nicht gleich gut bin, sondern dass ich besser schlecht bin. Dies ist mir genug, täglich irgendetwas aus meinen Fehlern wegzunehmen und meine Irrtümer zu tadeln. Ich gelangte nicht zu Gesundheit, ich werde auch nicht (nicht einmal) Gesundheit erreichen. Ich stelle mehr Linderungs- wie auch Heilmittler meiner Gicht (für meine Gicht) zusammen, zufrieden, wenn es seltener auftritt und wenn es weniger schmerzt.
Du sagst "Du rededest anders, als du lebst" Dies ist Platon vorgeworfen, Epikur vorgeworfen und Zenon vorgeworfen worden. Denn all diese sagten, nicht wie sie selbst leben (würden), sondern auf welche Weise sie selbst leben müssten. Von dieser Entschlossenheit, nicht von meiner spreche ich, und mit Fehlern, besonders meinen, erzeuge ich Streit. Wenn ich gekonnt haben werde, wie es nötig ist, soll (will) ich leben. Nicht diese, die abgefärbt worden ist, meine Missgunst wird viele Farben (giftige Reden) von guten abschrecken. Nicht einmal dieses Gift, welches ihr anderen streut, hindert mich, dass ich beharre das Leben nicht zu loben - Nicht wie ich handle, sondern ich weiß zu handeln.
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(Antwort) fertig | Datum: | 07:19 Mo 05.01.2009 | Autor: | statler |
Guten Morgen,
ich bitte die verzögerte Antwort zu entschuldigen, hier ist mein Übersetzungsvorschlag:
Einer von denen, die die Philosophie begeifern, soll geagt haben: Warum sprichst du entschiedener als du lebst? Warum hältst du das Geld bei dir für ein notwendiges Werkzeug, warum wirst du durch Schaden erschüttert, warum vergießt du Tränen, wenn du vom Tod der Gattin oder eines Freundes gehört hast, warum nimmst du Rücksicht auf das Gerücht, warum wirst du durch üble Nachreden bewegt?
Warum ist dein Land gepflegter als es der natürliche Gebrauch erfordert? Warum speist du nicht nach deiner eigenen Maßgabe? Warum wird bei dir Wein getrunken, der älter ist als du selbst? Warum hast du Besitz jenseits des Meeres? Warum mehr als die Unsrigen? [nosti = nostri?] Schändlich! Entweder bist du so nachlässig, daß du nur wenige von deinen Dienern kennst, oder so luxuriös, daß du mehr hast, als dein Gedächtnis behalten kann.
Ich werde diese lauten Reden sogar unterstützen und mir selbst noch mehr als du glaubst vorwerfen. Denn ich antworte dir jetzt: Ich bin nicht weise und, um dein Übelwollen noch zu nähren, werde es auch nicht sein. Fordere deshalb von mir nicht, daß ich den Besten gleiche, sondern nur, daß ich besser sei als die Schlechten. Es ist mir genug, täglich etwas von meinen Fehlern wegzunehmen und meine Irrtümer zu schlichten. Ich bin nicht zum gesunden Leben durchgedrungen, ich will es nicht einmal. Ich stelle mir mehr Erleichterungen als Heilmittel für meine Gicht zusammen, zufrieden, wenn sie seltener auftritt und weniger schmerzt.
Du sprichst so, sagst du, und lebst anders. Dies ist Platon vorgeworfen worden und Epikur und Zenon. Alle diese sagten nämlich nicht, wie sie selbst lebten, sondern wie sie leben sollten. Ich spreche von der Tugend und nicht von mir, und ich mache lautes Geschrei von Untugenden, besonders von meinen eigenen. Wenn ich es dann kann, will ich leben, wie es sich gehört. Und dieses mit viel Schminke getränkte Übelwollen wird mich nicht vom Besten abschrecken. Nicht einmal der Geifer, mit dem ihr andere bespritzt und mit dem ihr schadet, wird mich daran hindern, daß ich fortfahre, das Leben zu loben, nicht dasjenige, was ich führe, sondern dasjenige, von dem ich weiß, daß ich es führen sollte.
Gruß aus HH-Harburg
Dieter
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