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klassik: schlichtheit
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 17:51 So 13.11.2011
Autor: Muellermilch

Hallo :)
Mir wurden die ersten 2 Takte der 1. stimme vorgegeben
und ich sollte ein klassisches Thema komponieren.
Ich habe die Form "Musikalischer Satz" gewählt.
Nun bin ich jedoch der Meinung, das mein Komponiertes sich nicht klassisch anhört. Und evtl. auch komplexer ist, im Gegensatz zu einem klassischen Thema? Was meint ihr? Ich bitte um Vorschläge!

[Dateianhang nicht öffentlich]

Grüße,
Muellermilch

Dateianhänge:
Anhang Nr. 1 (Typ: jpg) [nicht öffentlich]
        
Bezug
klassik: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 00:07 Mo 14.11.2011
Autor: reverend

Hallo Muellermilch,

ich finde auch, dass Deine Ausarbeitung sich nicht klassisch anhört.
Dafür gibt es ein paar Gründe.
"Komplexität" ist dabei eine zu freundliche Beschreibung, denn Deine Fortführung des Themenanfangs ist zu sehr zusammengewürfelt.

In T.3/4 sequenzierst Du den Themenanfang vollständig in der Oberquart (und damit der Subdominante); schon im harmonischen Fortschritt eine seltene Wahl und eine zu schnell folgende Sequenzierung.
Dann bricht dieser Strang abrupt ab, es folgen in T.5/6 willkürlich wirkende Synkopen (in ganz unklassischer Verteilung und übrigens auch Notation), um dann in T.7 ebenso abrupt in eine Schlussformel wieder ganz anderer Art überzugehen. T.8 endet dann nicht, wie eigentlich zu erwarten, gleich auf der Tonika, sondern beendet die angedeutete Kadenz mit einem Sekundvorhalt, bis die Tonika erreicht wird. Letzteres ist in der Klassik häufig, hat aber fast immer einen logischen Zusammenhang im Rahmen der Melodieführung (was heißt: wird vorher vorbereitet) und dient der Verzögerung einer allzu platten "Erlösung" durch die Rückführung zur Tonika.

Die Begleitstimme hat eine ebenso willkürlich anmutende Harmonisierung wie auch Aufteilung der Tempi. Kern des ganzen sind gebrochene Dreiklänge, die der Unterstimme den Charakter einer vorgespiegelten Zweistimmigkeit geben. Auch das ist erst einmal völlig ok und ein "normales" klassisches Vorgehen. Mozart hat das z.B. ganz ausgiebig praktiziert, wie auch viele andere Komponisten.
Die "Bremsung" Ende T.4 ist auch gängig, aber warum taucht sie T.6 schon wieder auf?
Außerdem stimmt die Stimmführung nicht. Die simulierte Zweistimmigkeit der Unterstimme führt dazu, dass man eigentlich einen dreistimmigen Satz zu hören meint. Dieser folgt aber, z.B. was Parallelen angeht, nicht den klassischen Satzregeln, auch nicht den gängigen Harmoniefolgen. Warum haben z.B. T.2 (1. Hälfte) und der ganze T.7 einen A-Moll-Akkord in 1. Umkehrung (Terz-Sext-Stellung)? Warum kommt der häufigere F-Dur-Akkord nur Anfang T.3 vor?

Noch zwei Kleinigkeiten: T.9 kannst Du komplett streichen. Da würde sonst sowieso keine Pause liegen, sondern etwas Neues beginnen, und sei es auch nur die Wiederholung des Themas. Und das andere: der Vorhaltcharakter der Dominante Anfang T.8 wird in der Klassik meist durch einen Quartvorhalt verstärkt, also eine Auflösung von Gsus4 (GCD) in Zählzeit 1 nach G (GHD) oder ggf. G7 (GHDF) in Zählzeit 2, dann Tonika in Zählzeit 3 und 4, letzteres also wie vorliegend.

Ich nehme an, dass Du diese Aufgabe schon für morgen, Montag, brauchst. Wenn nicht, kann ich morgen mal einen Gegenvorschlag machen. Es ist zu spät, um noch am Klavier herumzuprobieren...

So wie jetzt ist es jedenfalls ein ziemliches Sammelsurium an melodischen und harmonischen Ideen ohne rechten Zusammenhang.
Vielleicht meintest Du das mit "Schlichtheit"?

Grüße
reverend


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