DescartesDescartes
[de'kart], René (latinisiert Renatus Cartesius), französischer Philosoph, Mathematiker und Physiker, *La Haye (heute Descartes, Département Indre-et-Loire) 31.3. 1596, Stockholm 11.2. 1650; wurde in der Jesuitenschule La Flèche erzogen, war seit 1618 in Kriegsdiensten, reiste dann durch Europa und lebte seit 1629 meist in den Niederlanden, seit 1649 in Stockholm. Aufgrund des Gesamtaufbaus eines Systems und seiner Naturauffassung gilt Descartes als erster systematischer Denker der Neuzeit. Als einzige Gewissheit galt ihm die durch methodischen Zweifel gewonnene Einsicht des »cogito ergo sum« (»ich denke, also bin ich«), das heißt die Selbstgewissheit und Selbstständigkeit im Denken. Hierauf aufbauend suchte Descartes mithilfe zweier Gottesbeweise seine Überzeugungen über die Realität der Welt wiederzugewinnen und ein System zu entwickeln. Die Annahme »angeborener Ideen«, das heißt einer erfahrungsfreien Anschauungsquelle, führte zum Begriff angeborener (ewiger) Wahrheiten, die schließlich einer apriorisch orientierten Erklärung auch erfahrungsbestimmter Vorgänge dienen sollten. Die Unterscheidung zweier Substanzen: »Res extensa« (Ausdehnung, Körper, Außenwelt) und »Res cogitans« (Geist, Innenwelt), der so genannte metaphysische Dualismus Descartes', wird im neuzeitlichen Denken zur Grundlage der (idealistischen) Unterscheidung von Subjekt und Objekt. In der Physik formulierte Descartes einen der ersten Erhaltungssätze der Physik (Impulssatz) überhaupt. In der Optik ist Descartes u.a. Mitentdecker des Brechungsgesetzes. Von großer Wirkung sind seine Leistungen in der Mathematik, besonders seine Grundlegung der analytischen Geometrie. Descartes sah als Erster die Leistungsfähigkeit einer für die moderne Mathematik charakteristischen Gleichstellung algebraischer und geometrischer Methoden und Schlussweisen. Er erfasste die nichttranszendenten Kurven durch Gleichungen und trug Bedeutendes zur Theorie der Gleichungen bei (u.a. Fundamentalsatz der Algebra). Descartes war überzeugt, dass alle Naturerscheinungen rational erfassbar und erklärbar sind, und hat seine mechanistische Denkweise auch auf Biologie, Medizin und Psychologie (Lehre von Affekten) angewendet. Sein Einfluss reicht über J.Locke, G.W. Leibniz, B.de Spinoza und I.Kant bis in die Gegenwart.
Werke: Meditationen über die Erste Philosophie (1631); Abhandlungen über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung (1637); Die Prinzipien der Philosophie (1644); Die Leidenschaften der Seele (1649); Über den Menschen (gedruckt 1662); Regeln zur Leitung des Geistes (herausgegeben 1701; enstanden um 1628).
Literatur:
Descartes, herausgegeben von Th. Keutner. Frankfurt am Main 1993.
Holz, H. H.: Descartes. Frankfurt am Main 1994.
Röd, W.: Descartes. Die Genese des Cartesianischen Rationalismus. München 31995.
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2001
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